Editorial
Liebe Qigong Familie, liebe Mitglieder,
druckfrisch haltet ihr unsere neueste Ausgabe des Periodikums in Händen – und wir freuen uns sehr darüber. Dieses Mal widmen wir uns einem Thema, das in unserer Qigong-Praxis ständig mitschwingt, auch wenn es selten benannt wird: Resonanz.
Als ich neulich in stiller Übung stand, geschah etwas Unscheinbares – und doch tief Berührendes: Ein leichter Windzug bewegte die Blätter über mir, und plötzlich hatte ich das Gefühl, dass sich etwas in mir mitbewegte. Kein Gedanke, keine Absicht, einfach ein feines Mitschwingen. In diesem Moment wurde mir wieder bewusst, was Resonanz bedeutet: Es ist das stille Einverstanden sein mit dem, was ist. Ein Zustand von Verbindung – jenseits von Worten.
Qigong ist nicht bloß Bewegung, nicht nur Atmung, nicht einfach Meditation. Es ist ein Lauschen – auf die Sprache des Qi, auf die Rhythmen der Natur, auf die feinen Reaktionen unseres Körpers. In dem Moment, in dem wir nicht mehr nur „tun“, sondern wahrnehmen, beginnt Resonanz. Wir spüren, wie eine Bewegung von innen heraus entsteht, wie Atem und Aufmerksamkeit den Fluss des Qi lenken, wie wir eingebettet sind in größere Kreisläufe.
Diese Erfahrung verändert. Sie schafft Verbindung – zu uns selbst, zu anderen, zur Welt. In der Tiefe unserer Übung entdecken wir: Ich bin nicht getrennt. Der Wind, der durch die Bäume geht, bewegt auch mich. Der Rhythmus der Jahreszeiten lebt in meinem Atem. Die Freude eines Menschen kann mein Herz öffnen. Resonanz ist das Gegenteil von Isolation. Sie erinnert uns daran, dass wir lebendig sind, dass wir antworten können – mit unserem Körper, mit unserem Herzen, mit unserem Geist.
Gerade in einer Zeit der Beschleunigung und Reizüberflutung ist diese Qualität kostbar. Resonanz heilt, bringt uns zurück ins Spüren, ins Staunen. Sie macht unsere Praxis lebendig. Wer regelmäßig Qigong übt, kultiviert nicht nur Kraft, Ruhe und Gesundheit, sondern auch die Fähigkeit, sich einzustimmen: auf die feinen Schwingungen des eigenen Inneren wie auch auf die Stimmungen des Umfelds. So wird jede Übung zu einem Dialog – nicht nur mit dem eigenen Körper, sondern mit dem Leben selbst.
In dieser Ausgabe beleuchten wir Resonanz aus verschiedenen Blickwinkeln: in Gesprächen mit erfahrenen Lehrenden, in Übungen, die das Hineinspüren fördern, und in Gedanken, die über die Form hinausgehen. Möge euch diese Lektüre inspirieren – und euch auf neue Weise in Verbindung bringen: in Resonanz mit eurem Leben. Herzlichst,
Sabine Döllerer und das Redaktionsteam Angelika Guldt, Elisabeth Haas, Claudia Partl, Astrid Wieland
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